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Hannover (Land)
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Beharrlichkeit zahlt sich aus

Im Oktober 2016 bekam ich einen Fall, der schon etwa 40 Jahre zurück liegt.

Ein Junge, aus sehr problematischen Familienverhältnissen, wurde wegen seiner Auffälligkeiten aus dem Familienverbund herausgenommen und in eine Jugendeinrichtung eingewiesen. Hier begann sein Leidensweg: Er wurde von einem Betreuer über Monate sexuell missbraucht. Der Sachverhalt wurde bekannt, und der Betreuer wurde konsequenterweise verurteilt. Der Junge wurde als Zeuge herangezogen, aber dann in eine ungewisse Zukunft entlassen. Er hatte für die rechtliche Genugtuung des Staates hergehalten und das war es. 

Er ging einen schweren Weg: Die Gesundheit, insbesondere die Psyche, spielten ihm böse Streiche, und er wurde zum Fall für die Sozialfürsorge. Eine Betreuerin nahm 2016 Kontakt zum WEISSEN RING auf, weil man, um den Sachverhalt wissend, nicht weiter kam. OEG-Antrag und andere Versuche, ihm Genugtuung zu verschaffen, waren erfolglos.

Ich bekam den Fall und machte einen Termin. Ich saß einem vollkommen verschüchterten Menschen gegenüber, kein Vertrauen in Nichts, nur mit seiner Betreuerin zusammen war dieses Gespräch möglich. Mir war sehr schnell klar, dieser Fall ist etwas Besonderes und den ziehst Du durch. 

An Akten zu kommen, die 40 Jahre zurückliegen? Amtsgerichte, Staatsanwaltschaften, Jugendämter: Problematisch!

Aus eigener Erfahrung aus über 40 Jahren im öffentlichen Dienst war mir die Sorgfalt - ja fast schon Sammelleidenschaft – von Sachbearbeitern bekannt und ich erhoffte mir so Einsicht in die alten Akten. Nachdem ein Mitarbeiter der Personalverwaltung in die Tiefen des Archivs hinabgestiegen war, hatten wir die betreffende aufschlussreiche Akte endlich gefunden. Die Aussagen meines Mandanten bestätigten sich dadurch. Jetzt war die Antragstellung auf Opfer-Entschädigung nur noch reine Fleißarbeit. Wobei die Dienststellen, die diese Dinge zu bearbeiten haben, immer noch sehr bürokratische und damit zeitaufwendige Wege gehen: Eine schwierige Zeit für das Opfer - voller Bangen und Hoffen. Jetzt geht es nur noch um die Höhe der Rente - das schaffen wir auch noch!

Dietmar Reyer

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